Intentionale Gemeinschaft
Als „intentionale Gemeinschaft“ werden Lebensgemeinschaften bezeichnet, die auf einer Absicht, einer Intention beruhen. Mit dem Begriff ist in der Regel eine Gruppe von Menschen gemeint, die aus freier Wahl und geplant eine verlässliche und dauerhafte soziale Nahbeziehung untereinander aufbauen oder pflegen. Die Zugehörigkeit in einer solcher Lebensgemeinschaft ist freiwillig und beruht weder auf vererbten Verpflichtungen noch notwendigerweise auf Verwandtschaftsverhältnissen. Die zugrundeliegende Intention zur Gründung bzw. zum Beitritt in eine solche Gemeinschaft orientiert sich z.B. daran, ein ökologisches, solidarisches, kreatives, authentisches oder ethisches Leben zu führen. In der Regel weisen die Mitglieder einer solchen Gemeinschaft einen ähnlichen Lebensstil auf. Das Zusammenleben (oder sogar Zusammenarbeiten) in räumlicher Nähe sowie gemeinsame Ideale sorgen für eine geteilte Lebenswelt. Intentionale Gemeinschaften verbreiteten sich im Nachkriegsdeutschland im Zuge der Neuen Sozialen Bewegungen der 70er Jahre. Die Kommunebewegung führte zur Gründung einer Vielzahl von intentionalen Gemeinschaften, in denen sogenannte „alternative“ Lebensweisen – also Lebensweisen, die nicht dem verbreitete bürgerlichen Lebensstil entsprachen – praktiziert wurden. Die Kommunebewegung war eng verwoben mit der Verbreitung von Landkommunen, in denen die Eigenversorgung der Kommuneangehörigen von möglichst vielen Gütern (zumindest der Nahrungsmittel) ein herausgehobenes Ziel war. Ebenso ist sie mit der Verbreitung von Arbeits- oder Produktionskollektiven verknüpft, Wirtschaftsbetriebe zur Erzeugung von Güter die im Kollektivbesitz der jeweiligen Arbeiter/Angestellten waren.
Ökodorf
Ein Ökodorf ist eine Siedlung, die mehr oder weniger ausschließlich von einer größeren intentionalen Gemeinschaft bewohnt wird (oder zumindest maßgeblich von ihr geprägt wird) und sich als Modell für ein ökologisch und zugleich sozial nachhaltigeres Leben versteht. Ökodörfer versuchen ökologische Prinzipien und Technologien mit basisdemokratischen und intensiven partizipatorischen Strukturen zu verbinden. Sie unterscheiden sich von Ökosiedlungen durch eine ähnliche Ausrichtung ihrer Bewohner im Lebensstil und durch intensivere soziale Nahverhältnisse.
Ökosiedlung
Als Ökosiedlung wird eine Siedlung verstanden, in der zwar weitgehende ökologische Anforderungen in Bezug auf Bauweise und Wohnformen umgesetzt sind, die Siedlung selbst aber nicht von einer intentionalen Gemeinschaft bewohnt wird oder zumindest nicht deckungsgleich ist mit einer intentionalen Gemeinschaft. Das heißt: Hinsichtlich von Baustoffen, Energie, Boden und Fläche bei Errichtung der Bausubstanz wird auf eine ökologische und sparsame Verwendung großen Wert gelegt. Hinzu kommen ökologisch effiziente Methoden bei Transport und Verkehr und bei der Nutzung von Wasser, Brennstoffen und Strom im Wohnbetrieb. Nicht notwendigerweise vorgesehen sind gemeinschaftliche Lebensweisen und soziale Nahverhältnisse wie in Ökodörfern und anderen intentionalen Gemeinschaften.
Allmende/Gemeingüter/Commons
Als „Allmende“ (oder „Gemeingut“, „Commons“) wurde ursprünglich die Gemeinweide innerhalb einer Dorfgemeinschaft bezeichnet. Alle Mitglieder der Gemeinde besaßen das Recht diese nach gemeinsam gesetzten Regeln zu nutzen. Zugleich hatten sie die Pflicht, das Gemeingut zu pflegen. Heute werden damit gemeinschaftliche Bewirtschaftungsformen von Ressourcen bezeichnet. Entgegen der gängigen Annahme einer Geschichte der „Tragik der Allmende“, die davon ausgeht, dass jedes Mitglied der Gemeinde nur seinen eigenen Vorteil sucht und die Allmende deshalb zwangsläufig übernutzt wird, hat die Wirtschaftsforscherin Elinor Ostrom in ihren Forschungen gezeigt, dass überall auf der Welt eine Vielzahl von Allmenden existieren, die erfolgreich gepflegt und entwickelt werden. Dies können Fischgründe, Wälder oder Bewässerungsanlagen sein. Aber Allmenden müssen nicht auf natürlichen Ressourcen basieren. Wissensallmenden wie die Wikipedia oder freie Computer-Betriebssysteme wie Linux stellen im digitalen Raum ebenso ein gemeinsam genutztes und gepflegten Gut da, wie ein urbaner Garten in der Großstadt. Entscheidend für eine Allmende ist die gemeinschaftliche Nutzung, nicht die Frage, in wessen Eigentum sie sich befindet. Deshalb dürfen Allmenden nicht mit staatlichen Gütern verwechselt werden, die von öffentlichen Behörden oder Betrieben gemanagt werden. Allmenden zeichnet aus, dass sie von einer Gruppe lokaler Nutzer_innen selbstorganisiert bewirtschaftet und gepflegt werden. Allmenden können sich als institutionelle Form sowohl privatwirtschaftliche als auch staatlich-öffentliche Strukturen wählen. Oft finden sich auch hybride Nutzungsweisen, bei denen Allmendepraktiken mit marktwirtschaftichen Agieren oder mit staatlichen Managementverfahren kombiniert werden. Für ihre wegweisende Forschung der Allmenden erhielt Elinor Ostrom 2009 als erste Frau den Wirtschaftsnobelpreis.
Gemeinressourcen/Common Pool Ressources
sind oft die Grundlagen von Allmenden. Damit werden menschengemachte oder natürliche Güter bezeichnet, bei denen es nur unter einem hohen Aufwand möglich ist, andere von ihrer Nutzung auszuschließen. Dazu gehört z.B. das Sonnenlicht, das Grundwasser, die Weltmeere, die Luft und ähnliches mehr. Gemeinressourcen dürfen jedoch nicht mit Allmenden/Gemeingüter verwechselt werden. Für letztere ist entscheidend, dass sie eine soziale Form und ein bestimmtes Miteinander bei der Nutzung von Ressourcen sind.
Gemeingüter-sensitives Wirtschaften
beschreibt Wirtschaftsweisen, die sich der Bedeutung und Funktionsweise von Gemeingütern bewusst sind. Wirtschaften ist immer schon nur auf der Basis von sozialen, ökologischen und kulturellen Gemeingütern möglich. Unternehmen brauchen Schulen und Universitäten, natürliche Ressourcen, Straßen, Sozialsysteme, wissenschaftliche, musikalische und künstlerische Traditionen. Gemeingüter-sensitives Wirtschaften meint ein Wirtschaften welches all diese Ressourcen nicht nur nutzt sondern auch pflegt und so zu einer lebenswerten Zukunft beiträgt.
Peer-to-Peer (p2p) Produktion
bezeichnet die nicht-hierarchisch strukturierte, freie und freiwillige Kooperation von Gleichrangigen in Bezug auf eine gemeinsame Aufgabe oder ein gemeinsames unterfangen bei der Erzeugung von Gütern. Sie zeichnet sich durch dezentrale Entscheidungen und einen höheren Grad an autonomen Handeln der einzelnen „Peers“ innerhalb des Handlungs-Netzwerks aus.
Commonsbasierte Peer-to-Peer (p2p) Produktion
meint die p2p-Erzeugung eines Gemeingutes, zum Beispiel die Entwicklung einer Open Source Software.