Vertrauen als Wirtschaftsform – Arbeitsfragen

Vertrauen als Wirtschaftsform:
Was können wir von Ökodörfer für eine moderne Gemeingüter-Ökonomie lernen?

Workshop am 13. September 2013 | 10:00-18:00 Uhr

im Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung (ZEGG) in Bad Belzig
Rosa-Luxemburg-Str. 89
14806 Bad Belzig

 

Arbeitsfragen des Roundtable

 

 

Arbeitsfragen:

Gibt es eine besondere Vertrauenskultur in Ökodörfern und vergleichbaren intentionalen Gemeinschaften?

Welche Rolle spielen sie für die Organisation von wirtschaftlichen Prozessen?

Wie wird Vertrauen in Ökodörfern und intentionalen Gemeinschaften hergestellt?

Welche besonderen Methoden der Kommunikation und Entscheidungsfindung haben sich in Ökodörfern durchgesetzt, um wirtschaftlich relevante Prozesse zu steuern?

Welche Potentiale bestehen in den Vertrauenskulturen und Kommunikationsformen der digitalen und ökosozialen Gemeingüterbewegungen, um zukunftsfähige Lebensweisen in Städten zu etablieren? Wie können wir diese Potentiale nutzen und aktivieren?

 

Grundlegende Fragen zur Vertrauensökonomie in Ökodörfer:

Auf welchen sozialen Strukturen basieren Ökodörfer, die nicht mehr auf Besitzen, sondern auf Teilen ausgerichtet sind? Vertretern von Ökodörfern sprechen oft von einer anderen Qualität des Zusammenlebens. Damit sind z.B. gemeint: besondere Formen der wechselseitigen Verantwortung zwischen Gemeinschaftsmitglieder; andere Grenzsetzungen in Bezug auf soziale Nähe und Intimität; gemeinschaftliche Reflexion über private Verhältnisse und Lebensgestaltung u.a.m.

(1) Gibt es eine besondere Vertrauenskultur in Ökodörfern und vergleichbaren intentionalen Gemeinschaften? Was ist mit Vertrauen gemeint? Wie äußert es sich konkret? Welche sozialen Mechanismen, Einstellungen und Handlungen sind damit gemeint?

(2) Wie wird Vertrauen in Ökodörfern und intentionalen Gemeinschaften hergestellt? Gibt es spezielle Strategien, Maßnahmen oder Institutionen, die zur Herstellung von Vertrauen gedacht sind?

(3) Gibt es in Ökodörfern nur ein Modell von Vertrauen? Reden wir also von einer typischen Vertrauenskultur oder zumindest von typischen zentralen Qualitäten, die allen Ökodörfern und nachhaltig orientierten, intetnionalen Gemeinschaften gemeinsam ist? Oder von mehreren, recht unterschiedlichen Vertrauenskulturen?

(4) Was sind die Vorteile der Vertrauenskultur(en) in Ökodörfern und Gemeinschaften? Welche Rolle spielen sie für die Organisation von wirtschaftlichen Prozessen? Welche sozialen Aspekte der Vertrauenskultur(en) – also welche sozialen Mechanismen, Einstellungen und Handlungen – sind unabdingbar für die gemeinschaftliche Ökonomie in Ökodörfern?

(5) Welche weiteren Verhaltenseinstellungen und Verhaltensweisen werden kultiviert, die als besonders bedeutend für die soziale Kultur von Ökodörfern gesehen werden? Wie werden sie kultiviert? Verglichen mit den heute verbreiteten Sozialformen (also Single-Leben, Kleinfamilie und dyadische Partnerschaften in gemeinsamen und getrennten Haushalten): Zeigen sich hier Unterschiede: a) in der Ausübung im Alltag b) in den Lehr-und-Lernsituationen, in denen sie trainiert werden b) in den Begründungen zu anderen ?

Grundlegende Fragen zu Reflexion, Kommunikation und Entscheidung in Ökodörfer

Als ein besonderer Punkt der Vertrauenskulturen in Ökodörfern werden oft besondere Methoden der Kommunikation und Entscheidungsfindung genannt, die nicht zuletzt bei Entscheidungen zur grundlegenden Fragen des Gemeinschaftslebens zum Einsatz kämen. Teilhabe und Mitbestimmung aller Gemeinschaftsangehörigen sei dabei eine notwendige, nicht aber hinreichende Bedingung

(1) Welche besonderen Methoden der Kommunikation und Entscheidungsfindung haben sich in Ökodörfern durchgesetzt, um wirtschaftlich relevante Prozesse zu steuern?

(2) Welchen Beitrag leistet Authentizität bei der Herstellung von Vertrauen und Respekt in zwischenmenschlichem Beziehungen von Gemeinschaften? Welche Rolle spielen weitere „Techniken des Selbst“ wie sie Michel Foucault beschrieben hat – z.B. das sogenannte „an sich selbst arbeiten“ oder Vorstellungen über Selbstkonditionierung und Selbstoptimierung?

(3) Wie werden Nachdenkprozesse angestoßen und gepflegt, die die Anpassung dieser Kommunikations- und Entscheidungsprozesse an neue Situationen und Problemlagen ermöglichen?

Grundlegende Fragen zur Übertragbarkeit in den Mainstream

Städte werden wahrscheinlich auch in Zukunft den überwiegenden Anteil an menschlichen Siedlungsformen ausmachen. Wahrscheinlich werden Städte auch in den Industrieländern weiter wachsen und wahrscheinlich werden auch in Zukunft hochgradig individualisierte Lebensweisen für viele Menschen wesentlich attraktiver sein als kommunitäre Lebensweisen.

(1) Unterscheidet sich Vertrauenskultur in Gemeinschaften signifikant von anderen Sozialformen z.B. dem städtischen Leben oder den neuen Begegnungsweisen bei digitalen Commons? Lassen sich die besonderen sozialen Qualitäten, die in Ökodörfer feststellbar sind, auf städtische Lebensweisen übertragen? Bedeutet dies notwendigerweise das Zusammenleben und Zusammenwohnen in einem Gebäude oder einer Straße? Oder bedeutet dies neue intensivierte Formen der Nachbarschaft? Oder lassen sie sogar sich in einen ganz anderen Kontext einführen? Kann z.B. eine raumübergreifende intentionale Nachbarschaft in Städten geographische Nachbarschaften ersetzten und zugleich ähnliches leisten wie Ökodörfern? Welche Rolle spielen dabei moderne Kommunikationstechniken oder Transportkonzepte?

(2) Welche Potentiale bestehen in den Vertrauenskulturen der digitalen und ökosozialen Gemeingüterbewegungen, um zukunftsfähige Lebensweisen in Städten zu etablieren? Wie können wir diese Potentiale nutzen und aktivieren? Welche Anknüpfungspunkte gibt es in der Gesellschaft?

(3) Welche Potentiale bestehen in den Reflexions-, Kommunikations- und Entscheidungsprozessen von Ökodörfern, um zukunftsfähige Lebensweisen in Städten zu etablieren? Gibt es bereits Entsprechungen in städtischen Gemeingüter-Initiativen und den digitalen Welten? Oder kann man sie in diese plausibel übertragen oder sogar spiegeln? Können letztere dadurch weiterentwickelt werden? Gibt es Ansätze für eine Interaktion zwischen digitalen Instrumenten und Kommunikationsmethoden in Ökodörfern? Können neue Sozialformen durch die Kombination von digitalen Welten und Methoden der Kommunikation, Reflexion- und Entscheidungsfindung von Gemeinschaften entwickelt werden?

(4) Um die Potentiale zu nutzen: Welche Rolle können dabei Geschäftsmodelle (genossenschaftliche Ansätze, Social Entrepreneurship, marktwitschaftiche Modelle) spielen? Welche Rolle die Verbreitung nicht-monetäre und / oder nicht tauschbasierter Wirtschaftspraktiken (Subsistenz, Schenkökonomie, solidarische Wirtschaftsweisen)?

 

European Business Council for Sustainable Energy (e5)

Katalin Kuse
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