Climate Justice als Business Case

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Nach derzeitigem Wissenstand wird die Eindämmung des Klimawandels eine der entscheidenden technologischen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte. Die Aufgabe, die jährlichen europäischen Treibhausgasemissionen in den Industrieländern bis 2050 im Vergleich zu 1990 um mindestens 80% zu senken, wird enorme Anstrengungen mit sich bringen.

Doch schon jetzt wissen wir, dass diese Anstrengungen nicht ausreichen werden, um die Erwärmung des globalen Klimas auf nicht mehr als 2°C ansteigen zu lassen. Weltweit müssen die Emissionen nach derzeitigem Wissensstand der höchsten klimawissenschaftlichen Autorität, dem Weltklimarat (IPCC), mindestens halbiert werden. Ein Teil dieser Reduktionen muss dadurch erreicht werden, dass in den Schwellenländern und den nicht-industrialisierten armen Ländern die Entwicklung der Treibhausgasemissionen von der zu erwartenden wirtschaftlichen Entwicklung zuerst radikal entkoppelt und dann abgesenkt wird. Denn auch schon bei einer unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten optimistisch eingeschätzten Business as Usual Entwicklung würden die zu erwartenden Treibhausgasemissionen dieser Länder einen großen Teil der Anstrengungen der Industrieländer zunichte machen.

Eine kohlenstofffreie Wirtschaftsstruktur ist nur mit geeigneten Technologien möglich, und diese in den Industrieländern entwickelten Technologien kosten Geld. Sprecher und Fürsprecher der sich schnell entwickelnden Ökonomien und der Entwicklungsländer vertreten den Standpunkt, dass nicht ihre Länder, sondern die Industrieländer den Klimawandel hauptsächlich verursacht haben. Ihre Länder sind aber diejenigen, die unter den negativen Auswirkungen des Klimawandels am meisten leiden werden. Warum sollten sie als Leidtragende für ein Problem zahlen, das sie nicht zu verantworten haben? Die reichen Länder im Norden der Erde haben den Einsatz fossiler Brennstoffe genutzt, um durch wirtschaftliche Entwicklung Armut zu überwinden und Wohlstand aufzubauen. Die Sprecher der Länder des Südens verweisen deshalb darauf, daß auch ihre Bevölkerungen das Recht auf Überwindung von Armut und Not haben und Umweltschutzmaßnahmen diesem Ziel nachgeordnet seien. Die Furcht ist verbreitet, dass der von ihnen geforderte Klimaschutz finanzielle Ressourcen von der Armutsbekämpfung abzieht und die wirtschaftliche Entwicklung einschränkt.

Das Schlagwort „Klimagerechtigkeit“ bezieht sich auf eine faire Verteilung der Kosten, die anfallen, wenn sich Entwicklungsländer vor den negativen Auswirkungen des Klimawandels schützen müssen und zugleich selbst einen umweltfreundlicheren Entwicklungspfad einschlagen wollen. Auf den internationalen Klimaverhandlungen in Bali 2007 wurde im Prinzip diese Problematik anerkannt. Der dort beschlossene „Bali Action Plan“ verlangt unter anderem den massiven Transfer von klimafreundlichen Technologien aus den Industrieländern in sich schnell entwickelnde Ökonomien und Entwicklungsländer. Deren zügige und breite globale Implementierung ist für den Klimaschutz notwendig. Bisher bleibt aber der tatsächlich stattfindende Technologietransfer deutlich hinter den Erfordernissen zurück.

Können Unternehmen plausible Antworten auf die hier geschilderten Herausforderungen entwickeln? Können sie zur weltweiten Klimagerechtigkeit beitragen? Gibt es möglicherweise einen Business Case oder sogar ein Geschäftsmodell das den Ansprüchen der Klimagerechtigkeit entspricht? Wie kann der Transfer von Technologien in Entwicklungs- und Schwellenländer in einer Weise erfolgen, die die Klimaschutzanstrengungen unterstützt und zugleich ihre ökonomische Entwicklung stärkt anstatt hemmt – und das so, dass die europäische Wirtschaft dies als Chance sieht?

Dies sind die Fragen, die e5 in Vorbereitung des UN-Klimagipfels in Kopenhagen in 2008 und 2009 mittels verschiedener Veranstaltungen und Analysen ausloten wird.

Aktivitäten:

  • 2011/2012 – Waldschutz und Aufforstung als Beitrag zur Klimagerechtigkeit. Der Beitrag der Wirtschaft zur nachhaltigen Entwicklung bei der natürlichen Kohlenstoffbindung
    Ein Projekt zum Stakeholder Dialog. Mehr Informationen hier.
  • 2009/2010 – Klimagerechtigkeit als Anliegen der deutschen Wirtschaft: Der Transfers klimafreundlicher Technologien in Schwellen- und Entwicklungsländer als Szenario der Gelegenheiten
    Deutsche Konferenzserie. Mehr Informationen hier.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

Julio Lambing
Managing Director (e5)
lambing [at] e5.org